In der zweiten Veranstaltung für Fahrtensegler ging es um einen „Mensch-über-Bord“-Unfall mit tödlichem Ausgang, der sich am 30. April 2011 auf der Ostsee mit der „Special One“, einer Salona-45-Yacht, ereignete.
Kai Klinger leitete den Abend ein und erklärte uns, wie man sich bei einer Rettungsaktion mit einem Hubschrauber am besten verhalten sollte. Das Wichtigste ist dabei die eigene Sichtbarkeit: Egal ob am Tag oder in der Nacht, je größer die sichtbare Fläche ist, die man den Rettungskräften bietet, um gesehen zu werden, desto besser.
Danach beschrieben uns Christian und Frank den genauen Unfallhergang und erläuterten eine für den Unfall ausschlaggebende Eigenschaft der Salona 45: Auf dieser Segelyacht werden alle Fallen und Schoten aus dem Cockpit bedient.
Der Unfall wurde durch eine nicht bzw. nicht mehr mittels Achtknoten gesicherte Großschot ausgelöst, die zum Mast hin auslief. Daraufhin mussten der Bootsführer und der stellvertretende Bootsführer das Cockpit verlassen, um die Segeltüchtigkeit der Yacht wiederherzustellen. Auf dem Rückweg von vorne stürzte der stellvertretende Bootsführer unerwartet über Bord und konnte trotz verschiedener Bergungsversuche nicht mehr an Deck geholt werden (Untersuchungsbericht).
Nachdem Christian und Frank uns den Unfall beschrieben hatten und uns klar wurde, dass er vor allem wegen mehrerer vermeidbarer Fehler tödlich endete, erläuterten sie die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen und die gemachten Fehler.
Diese betrafen:
•Die Sicherheitseinweisung:
Bei der Sicherheitseinweisung wurde die Durchführung eines „Mensch-über-Bord“-Manövers nicht besprochen, und der Bootsführer selbst war während der Einweisung nicht an Bord. Diese wurde außerdem von Mitgliedern der Besatzung durchgeführt, die zur praktischen SKS-Prüfung anstanden. Hinzu kommt, dass weder die Sicherheitsrollen besprochen wurden noch festgelegt wurde, wer im Notfall was tun kann.
•Die Rettungsweste:
Beide Bootsführer trugen Rettungswesten und Sicherheitsleinen, die jedoch nicht an den ausgebrachten Strecktauen oder anderweitig zur Eigensicherung befestigt wurden. Diese Rettungswesten hatten außerdem keinen Schrittgurt, der ein Überkopfziehen der Weste hätte verhindern können.
•Die Bedienung des Funkgeräts:
Als ein Besatzungsmitglied sofort zum Funkgerät ging, um den Notruf auszulösen, drückte es die Taste zu kurz und wartete nicht auf den Bestätigungston. Frank erklärte uns, dass, wenn dieser Knopf lange genug gedrückt wird, auf dem Display eine Anzeige erscheint, dass der Notruf gesendet wurde. Zusätzlich erfolgt eine akustische Bestätigung, und die Anlage schaltet sich automatisch auf Funkkanal 16. Wenn genügend Segler an Bord sind, ist es also sehr wichtig, den Bestätigungston abzuwarten und am Funkgerät zu bleiben.
•Die Badeleiter:
Die provisorisch angebrachte Leiter war nicht praktikabel. Bei der Installation dieser Badeleiter und dem anschließenden Versuch, die Person darüber zu retten, ging wertvolle Zeit verloren. Für die geschwächte, etwas übergewichtige Person war es unmöglich, diese Leiter mit ihren nur wenig unter die Wasseroberfläche reichenden Stufen zu besteigen.
In einer Diskussionsrunde am Ende des Vortrags wurden noch wichtige Tipps zu Sicherheitsmaßnahmen ausgetauscht.
Unter anderem wurde der gute Rat von Frank gegeben, eine einlaminierte Liste mit fertigen Funksprüchen an Bord zu halten und einen kleinen AIS-Notsender immer in der Tasche zu haben, um im Notfall lokalisiert werden zu können. Wir erfuhren außerdem, wie wichtig Bergesegel und Kletternetze in solchen Ausnahmesituationen sein können.
Durch Frank hatten wir dann die Möglichkeit, einen von ihm im Sommer durch Zufall aufgenommenen Mayday-Funkspruch anzuhören, und Isabel zeigte uns, wie eine Rettungsweste aufgeht.
Am Ende wurde noch über die Vereinsflottille im nächsten Jahr gesprochen. Die Flottille soll in der Woche vom 6. bis 13. September 2025 stattfinden. Startpunkt ist Heiligenhafen, und Ziel ist die Dänische Südsee. Wer Interesse hat, meldet sich bitte unter Takelmeister@DSCL.de.
Anschließend gab es beim gemeinsamen Abendessen, einer roten Linsensuppe mit Würstchen, Schwarzbrot und Wein, in der gemütlichen Atmosphäre des weihnachtlich geschmückten Vereins die Möglichkeit, sich auszutauschen. Im Hintergrund sorgten die von Björn angebrachten Außenlichter für eine magische Atmosphäre.
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